Andrea Tippel
Andrea Tippel war Zeichnerin, Malerin und Dichterin, und wurde am 31. Oktober 1945 in Hirsau geboren. Sie studierte Schauspielerei in Berlin und Wien bis 1969. Doch schon während des Studiums merkte sie, dass sie etwas braucht, woran sie allein arbeiten kann, und bei dem sie nicht, wie im Theater, fortwährend auf ein Team angewiesen ist. Sie studierte daraufhin Psychologie und Philosophie in Hamburg München und Berlin. Von 1997 bis 2010 unterrichtete sie an der Hochschule für bildende Künste Hamburg.
1971 begann sie schwerpunktmäßig als Zeichnerin zu arbeiten. Ausgelöst wurde dies durch ihre Begegnung mit Tomas Schmit. Mit ihm gemeinsam verwirklichte sie auch drei Jahre später ihre erste Ausstellung in der Galerie Magers in Bonn.
Literarischer Erfolg
Andrea Tippel veröffentlichte primär Künstlerbücher über ihre Zeichnungen, einige mit detailgetreuen Beschreibungen und Deutungsansätzen, da es keine Möglichkeit gab die Zeichnungen zu replizieren. Des Weiteren war „Maria-Alexandra Mahlberg-Tippel: Haushaltsschriften“, eine Reproduktion von datierten Einkaufszetteln von ihrer Mutter. Tippel fungiert hier weniger als Autorin, sondern als literarische Konzeptualistin.
Ihr einziger Roman, „Ich und Sie. Ein Roman aus dreibuchstabigen Worten“, entstand zwischen 1994 und 2009 und wurde in verschiedenen Auflagen veröffentlicht. Die genauen Beweggründe, die Tippel zu dieser speziellen literarischen Form geführt haben, sind nicht bekannt. Jedoch lassen sich ihre engen formalen Vorgaben auf die Einflüsse der Oulipo-Gruppe zurückführen.
Oulipo
Die Oulipo-Gruppe (L‘Ouvroir de Littérature Potentielle (franz. „Werkstatt für Potenzielle Literatur“)) ist eine französische Gruppe, die in den 60er Jahren in Frankreich entstand. Die Idee war Mathematik und Literatur zu verbinden und neue kreative Möglichkeiten zu erforschen. Ein Beispiel hierfür ist »La Disparition“ von Georges Perec, ein Roman, in dem der Buchstabe „e“ vollständig fehlt.
Andrea Tippel reiht sich hier in die Tradition des Schreibens mit Contraintes (Einschränkung) ein.
Fluxus
Fluxus ist eine radikale Bewegung, die sich Anfang der 1960er Jahre, angelehnt an den Dadaismus, gebildet hat. Sie lehnt sich gegen etablierte Normen und Konventionen der Kunstwelt auf. Ziel der Fluxus-Künstler ist Kunst und Alltag miteinander zu verknüpfen und Kunst aus dem elitären Umfeld des Kunstmarkts und der Galerien herauszuheben.
Fluxus-Kunstwerke variieren zwischen Happenings und visuellen Arbeiten und sind geprägt von Alltäglichkeit, Einfachheit und Partizipation. Sie sind oft provokant, humorvoll und laden zur Kommunikation ein. Der Fokus des Fluxus ist nicht das Kunstwerk als Produkt, sondern seine Entstehung und die künstlerische Idee, die man fließen lässt. Das Motto der Bewegung ist: „Fluxus ist das Leben, das Leben ist Fluxus.“
Andrea Tippel schuf Performances, die auf Einfachheit und Alltäglichkeit abzielten, wie es für Fluxus charakteristisch ist. Ihre Kunstwerke waren oft poetisch und voller symbolischer Bedeutungen. Sie versuchte „das Nachdenken zu zeichnen“.
Für ihre Objekte nutzte sie Alltagsgegenstände und gab ihnen eine neue Bedeutung. Dadurch versuchte sie, wie andere Fluxus-Künstler, die traditionellen Grenzen der Kunst zu erweitern und Kunst für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen.
Neodada
Im Neo-Dada verwendeten Künstler*innen Alltagsobjekte, Collagen und Ironie, um die Konventionen der Kunstwelt herauszufordern. Sie wollten die Trennlinie zwischen Kunst und Leben verwischen und die Bedeutung von Kunst neu definieren. Der Neo-Dada hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die Kunst des 20. Jahrhunderts und bereitete den Weg für Pop Art, Konzeptkunst und andere avantgardistische Strömungen. Die Bewegung betont die Idee, dass Kunst in Allem gefunden werden kann und kreativer Ausdruck keine Grenzen hat.
Weitere Informationen über Andrea Tippel und ihre Arbeit unter: https://www.andreatippel.de/