Ein Doppelabend mit Opern von Philippe Boesmans und Francis Poulenc
JULIE
Kammeroper von Philippe Boesmans
Libretto von Luc Bondy und Marie-Louise Bischofsberger nach dem Trauerspiel »Fräulein Julie« von August Strindberg
Eine Frau und ein Mann kommen sich in einer warmen Sommernacht näher. Julie und Jean sprechen über ihre Träume, öffnen sich einander. Die junge Adlige provoziert den Diener ihres Elternhauses. Sie lockt ihn, mal als Gutsherrin, mal als verzogenes reiches Kind, mal als sinnliche Frau, bis sie sich einander schließlich im Rausch einer durchtanzten Nacht hingeben. Wäre Julie in jener Zeit ein Mann gewesen, nichts wäre passiert: Eine Affäre mit dem Dienstpersonal war an der Tagesordnung und blieb für die Herren ohne Konsequenz. Doch so kehren sich die gesellschaftlichen Verhältnisse nach diesem von der Frau initiierten Abenteuer gleichsam um. Es beginnt ein erotisches, verzweifeltes, zuletzt hasserfülltes Spiel um Liebe, Macht, um gesellschaftliche und familiäre Rollen, um die von Mann und Frau, um den Fall einer Grafentochter und den unbedingten Aufstiegswillen eines Domestiken.
DIE BRÜSTE DES TIRESIAS
Opéra-bouffe von Francis Poulenc
nach dem gleichnamigen surrealistischen Drama von Guillaume Apollinaire
Zu Hause bleiben und für Nachwuchs sorgen? Oder einen Beruf ausüben und kinderlos bleiben? Therèse erfindet das Rad neu, wirft ihre Brüste in den Himmel, geht an die Front und überlässt ihrem Mann Tiresias das Kinderkriegen: 40.049 mal gebiert er, rettet sein Land vor dem Aussterben und stürzt es gleichzeitig in eine Hungersnot. Francis Poulenc liebte schon als Kind die Musik der Jahrmärkte und das wilde Spiel. 1944 komponierte er die Opéra-bouffe »Les mamelles de Tiresias«, beruhend auf Apollinaires gleichnamigem Drame surréaliste, das sich so wenig wie die großen Gaukler an die Gesetze der Biologie oder der Physik hält. Beide setzen sich mit einem Lachen über die staatliche Vereinnahmung des Körpers und der (nicht nur sexuellen) Identität hinweg. »Als der Mensch das Gehen nachahmen wollte, erfand er das Rad, das nun wirklich einem Bein nicht ähnelt. In gleicher Weise erfand er den Surrealismus, ohne es zu wissen«, schrieb Apollinaire im Vorwort zu seinem Drama. »Ich kann unmöglich entscheiden, ob das vorliegende Drama ernst ist oder nicht. Als Ziel setzte ich mir, zu interessieren und zu amüsieren.«
Vorstellungstermine
Besetzung
- Musikalische LeitungEkkehard Klemm
- InszenierungCarmen C. Kruse
- Bühne / KostümRalph Zeger
- DramaturgieRuth Heynen